Auf dem Weg zum Olymp

7. Dezember 2016, LZ Lüneburg

Lüneburg. Angekommen „Auf dem Weg zum Olymp“, Titel der Matinee-Reihe im Musikschulforum und Beitrag zur Norddeutschen Kammerakademie, hat Ludwig van Beethoven künstlerisch den Zenit unzweifelhaft erklommen, mehr geht kaum. Das bewiesen seine Sinfonie Nr. 8, op. 93 sowie das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5, op. 73. Beide Werke standen auf dem aktuellen Programmzettel der Lüneburger Symphoniker. Nun ist der vierteilige Zyklus beendet, Neues wird folgen. Und Beethoven? Er beginnt seine Sinfonie extrem langweilig, wie Dirigent Thomas Dorsch lapidar feststellte. Es plätschert eine Weile arglos vor sich hin, doch bald folgt Spannenderes.

Die achte Sinfonie besticht durch ihre messerscharfen Brüche, ein waghalsiger Ritt durch die Tonarten, eine Melange aus Heiterkeit und Hintersinn, Ausgelassenheit und Nachdenklichkeit, dazu abrupte Schlüsse. In vier kurzen Sätzen formuliert der Komponist fast ein Credo seines Schaffens, zitiert sich, blinzelt in den Imperfekt und riskiert den Kennerblick zu fremden Klangufern, die erst viel spätere Kollegen austarieren werden.

Knallharte Aufgaben für die Instrumentalisten

Reduktion und Radikalität prägen das Stück und, so machte Dorsch es in seiner launigen Einführung deutlich, bietet es den Instrumentalisten knallharte Aufgaben. Bestens vorbereitet bewältigten die Ausführenden diesen Hürdenlauf souverän, ließen die Musik höchst vital atmen, variierten Tempo und Dynamik vorzüglich.
Kippelt Beethoven in der Achten virtuos zwischen Euphorie, Banalität und Abgrund, fordert mit den vielen Leerstellen das Publikum heraus, wirkt auch das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 überraschend aphorismenhaft: Eine experimentelle Reise in ungewohnte Gefilde. Zum Auftakt beispielsweise fehlt das Thema. Wieder bestimmt scheinbare Belanglosigkeit den ersten Eindruck und das Soloinstrument spielt beinahe keine Rolle, während der Apparat zunehmend markantere Zeichen ausstrahlt.

Erst im weiteren Verlauf darf der Pianist richtig vorpreschen, Pfade auslegen, dominieren. Gerrit Zitterbart gestaltete diesen Part auf dem Hammerflügel mit Konzentration und Verve. Wie die Sinfonie lebt das Klavierkonzert von enormen Kontrasten, Reibungen, plötzlichen Zäsuren.

Dramatik in den schnellen Läufen

Thomas Dorsch führte die Symphoniker und den Solisten auf eine harmonische Klanglinie, horchte das gewaltige Spektrum aus, forcierte die Dramatik in den schnellen Läufen, ließ zupackend agieren und gönnte den leiseren Momenten angemessen gesüßten Schmelz: eine energetisch aufgeladene Wiedergabe, in der Gerrit Zitterbart als subtiler Gestalter glänzte. Die Zuhörer goutierten das Beethoven-Doppel mit Genuss und äußerst beifallfreudig.

Von Heinz-Jürgen Rickert