Mehr Gefühl und Leidenschaft geht nicht

Das, was das Theater Lüneburg am gestrigen Premierenabend, 5. März. dem begeisterten Lüneburger Publikum im Großen Haus präsentierten, war Liebe, Eifersucht und Rache pur. Das Orchester, der Chor und vor allem die Solisten ließen die Zuschauer teilhaben am Schicksal von einfachen Menschen mitten aus dem italienischen Volk. Sowohl bei Pietro Mascagnis Cavalleria Rusticana als auch in Ruggero Leoncavallos berühmter Oper Der Bajazzo geht es um verratene liebe, Eifersucht und Zurückweisung. Die beiden gut einstündigen Werke werden häufig zu einer abendfüllenden Aufführung zusammengeführt. Doch nur selten werden beide Tenorpartien von ein und demselben Sänger gesungen. Doch Karl Schneider meisterte diese Herausforderung bravourös. Während er in der Cavalleria Rusticana noch die Rolle des untreuen Turiddu spielte, der Santuzza (llona Nymoen) mit seiner ehemaligen verlobten Lola (Franka Kraneis) betrogen hatte, ist er im Bajazzo selbst der gehörnte Ehemann. Eine tragische Figur, deren Verzweiflung und übergroße Liebe zu seiner Frau Nedda (Franka Kraneis) unmittelbar spürbar wird. Und wie im ersten Werk, als Santuzza tief gekränkt das Verhältnis der beiden Liebenden aufdeckt, und damit den tödlichen Ausgang herauf beschwört, gibt es auch für den Bajazzo nur eine Lösung. Er ersticht seine Frau und ihren Geliebten Silvio (Christian Oldenburg) in rasender Eifersucht während einer Aufführung seiner Theatertruppe. Fiktive Handlung der Vorstellung und private Verwicklungen überlagern sich. Was die begeisterten Zuschauer zunächst für eine leidenschaftliche Komödie halten wird plötzlich zu tödlichem Ernst.

Für die Inszenierung zeichnet Intendant Hajo Fouquet verantwortlich. Das Bühnen- und Kostümbild stammt von Stefan Rieckhoff. Die Musikalische Leitung hat Musikdirektor Thomas Dorsch übernommen und er spornt das Orchester zu wahren Höchstleistungen an. Die Musiker treiben das dramatische Geschehen auf der Bühne unerbittlich zum jeweils tödlichen Höhepunkt. Mit markanten Bläsereinsätzen und den immer wieder wunderbar schmelzenden oder auch fordernden Streichern entsteht ein Klangteppich, der das leidenschaftliche Leben auf den italienischen Dorfplätzen ins winterkalte Lüneburg trägt. In der Lüneburger Inszenierung stehen die Ensemblemitglieder Karl Schneider (Turiddu/Canio). Franka Kraneis (Lola/Nedda) und Ulrich Kratz (Alfio/Tonio) in Doppelrollen auf der Bühne. Komplettiert wird das Ensemble durch Timo Rößner (Beppo), Kirsten Patt (Lucia) sowie den Haus- und Extrachor des Theater Lüneburg, den Kinderchor der Musikschule der Hansestadt Lüneburg und zwei Artisten.