Opernglas zur Premiere “Lucia di Lammermoor”

Die Lüneburger Sinfoniker, die seit Beginn dieser Spielzeit Lüneburger Symphoniker heißen, ließen in allen Instrumentengruppen mit sauberer Intonation und hoher Präzision im Zusammenspiel aufhorchen. Ihrem neuen Musikdirektor Thomas Dorsch war es in der intensiven Probenphase nach der Sommerpause offensichtlich gelungen, den gesamten Apparat auf Belcanto einzuschwören und insbesondere den Klang der Bläserfraktion auf Hochglanz zu polieren. Dynamisch sorgte er schon im Preludio für eine erste Explosion, die im Einklang mit deutlich angezogenen Tempi die dramatische Kraft von Donizettis Partitur sinnlich erfahrbar machte. Die wiederkehrenden orchestralen Eruptionen, die von einigen Zuschauern als zu laut empfunden wurden, waren indes so genau austariert, dass sie die Gesangssolisten nicht behinderten. Im Kontrast dazu standen die filigrane Feinarbeit von Harfe und Flöte, die mit Lucias Gesang in deren Auftrittsarie “Regnava nel silenzio” (gesungen wird das italienische Original) und in der Wahnsinnsszene wunderbar korrespondierten. Nach so viel mediterraner Melodienseligkeit mochte keiner nach Hause gehen: Der Großteil des begeisterten Publikums bejubelte die Künstler bis in die Nacht auf der im Foyer veranstalteten Premierenfeier.

 

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