Sterntaler und Rabenhexe * Beitrag aus: Quadrat Lüneburg. Magazin für das Leben in Lüneburg

Die Uraufführung der Kinderoper, geschrieben von Thomas Dorsch und Friedrich von Mansberg, feiert am 15. April um 10.00 Uhr auf der Studiobühne T.3 des Theaters Lüneburg Premiere

EINE SPANNENDE INSZENIERUNG FÜR KINDER, DIE VON DER SUCHE NACH SIEBEN SCHWARZEN RABEN, VON EINSAMKEIT, FREUNDSCHAFT UND VON UNGEAHNTEN FÄHIGKEITEN ERZÄHLT.

Wir kennen sie aus Kindertagen − diese besondere Faszination, die das Erzählen von Märchen auslöste. Die wohligen Schauer, die sie uns damals über den Rücken schickten, wenn sie von geheimnisvollem Hexenwerk, schönen Prinzessinnen, verzauberten Kindern, von Gut und Böse erzählten. Wir konnten uns mit dem guten, dem vorbildhaften Protagonisten identifizieren und hofften atemlos auf ein Happy End. All dies bot und bietet schönsten Erzählstoff für eine kindgerechte Oper; eine, die gleichsam fesselt sowie Kinderherzen erreicht und darüber hinaus die Tür zu diesem musikalischen Genre auf altersgerechte Weise öffnet. Anspruchsvolle und dennoch eingängige Musikliteratur für Kinder, wissen Thomas Dorsch, Musikdirektor am Lüneburger Theater, und Chefdramaturg Friedrich von Mansberg, ist Mangelware. Kinderlieder, Musicals, all dies gäbe es, doch eine ernstzunehmende Oper? Köpfe voller Ideen, Mut und die Lust am Experimentieren gehören dazu, wenn zwei Musiktheaterprofis zu Notenpapier und Notizblock greifen, um gemeinsam etwas Neues zu Papier zu bringen. Das Ergebnis ist am 15. April mit der Uraufführung der Kinderoper „Sterntaler und Rabenhexe“ im T.3 des Lüneburger Theaters zu erleben: eine Oper, für Kinderohren und Kinderherzen, das Thema von Kindern ausgewählt. Dass die Zielgruppe selbst an dem Findungsprozess beteiligt werden müsse, stand sowohl für Dorsch als auch für von Mansberg außer Frage. Zur Jury wurden schließlich Schüler und Schülerinnen einer dritten Klasse der Grundschule Hasenburger Berg, die aus acht Märchen ihren Favoriten – pardon: ihre zwei Favoriten der Gebrüder Grimm kürte: „Sterntaler“ und „die sieben Raben“. Was dann folgte, war ein intensiver Arbeitsprozess zwischen Theatererfahrenen und Schülern, aus dem ein innovatives Musiktheater erwuchs. Man diskutierte, verwarf, fand alternative Wege und baute schließlich ein inhaltliches und musikalisches Gerüst, auf dem Thomas Dorsch die Musik und Friedrich von Mansberg die Handlung entstehen ließ − eine Synthese aus den beiden bekannten Kindermärchen. „Es war einmal ein armes Mädchen, das musste bei den Pflegeeltern, bei denen es lebte, von früh bis spät kochen und putzen. Und es hatte keine Freunde als nur sieben Raben (…). Die Pflegeeltern aber waren böse Zauberer, die die Kinder, wenn sie nicht gehorchten, in Vögel verwandelten und der schwarzen Hexe im Glasberg zum Geschenk machten …“, so beginnt diese mitreißende Inszenierung für Kinder ab fünf Jahren, die von der Suche nach den sieben schwarzen Raben, von Einsamkeit und Freundschaft und von ungeahnten Fähigkeiten erzählt. Natürlich gibt es auch das Happy End, wenn Hexen wie Zauberer ihre gerechte Strafe erhalten. Wenn die Rabenhexe, gesungen und gespielt von der dänischen Sopranistin Signe Heiberg, voll Hinterlist versucht, Stella, das Sterntalermädchen (Sarah Hanikel) wie zuvor die Raben für immer einzusperren, dann sind dies dramatische Momente auf der Bühne des T.3, die es musikalisch zu vertonen galt. Thomas Dorsch komponierte dazu eine wunderbar assoziative Musik, welche die Handlung bebildert, aber auch kommentiert und vorantreibt; der es zudem gelingt, Themen zu spiegeln, Empfindungen und Charakteristika der Figuren hörbar zu machen. Eine Musik, die, von einem neunköpfigen Orchester gespielt, auf eine vielschichtige Weise die Szenerien beschreibt, mal gefällig und transparent, dann wieder mit Mut zum ungewöhnlichen Klang. Letzteres vor allem dann, wenn die sieben flatterhaften Raben auftreten, getanzt vom TanzJugendClub Lüneburg. Eine Musik, die trotz ihres Anspruchs kindgerecht und verständlich bleibt, erläutert Friedrich von Mansberg, der die Zutaten für eine gute Kinderoper benennt: Fesseln muss sie und viele Anlässe bieten, um hinzugucken, hinzuhören und hinzuerleben. Dies gelingt ihnen zweifelsohne mit diesem fesselnden Musiktheater „Sterntaler und Rabenhexe“, das Kindern wie Erwachsenen 50 zauberhafte Minuten beste Unterhaltung beschert. In weiteren Rollen sind zu sehen und zu hören: Timo Rösner und Kirsten Patt als Pflegeeltern und Bettler, sowie alternierend Laurenz Voss (11), Belana Pittin (13) und Jona Hoek (11) als „das Kind“. Für Schulklassen wird auf Anfrage vor der Aufführung eine Einführung gegeben. (nf)

 

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